Best Practice: „Gesundheit am Meininger Staatstheater“

Mag. art. Monika Gaggia

Am Staatstheater Meiningen, einem traditionsreichen Vierspartenhaus im Süden Thüringens mit knapp über 300 Mitarbeitern, wächst seit dem Frühjahr 2017 ein Projekt, das von den Arbeitsbedingungen am eigenen Haus ausgeht. Dabei kooperiert das Theater über eine externe und neutrale Mittlerin mit dem 40 Kilometer entfernten Rhön Klinikum Campus Bad Neustadt.

Die im grenznahen Bayern gelegene Klinik pflegt bereits seit über einem Jahrzehnt eine enge Kooperation mit der Deutschen Gesellschaft für Musikermedizin und Musikphysiologie, beschäftigt Mediziner, die sich mit besonderen Interesse Künstlern und Mitarbeitern einer künstlerischen Einrichtung zuwenden und hält in regelmäßigen Abständen Musikertagungen ab.

Eine derartige Zusammenarbeit zwischen einem Theater und Klinikum ist in Deutschland bisher einmalig, aber sie könnte zum Vorbildprojekt werden. Wichtige Ziele sind: vor Ort herauszufinden, wie es den Mitarbeitern geht, die schnelle Vermittlung an die richtigen Fachärzte zu garantieren und die Prävention von physischen wie psychischen Krankheiten voranzubringen.

Die Arbeit am Theater wird von außen betrachtet manchmal romantisiert, denn das Theater entführt in eine besondere Welt. Doch vor dem Publikum müssen Höchstleistungen erbracht werden. Hier ist eine Aufführung mit einem Wettkampf im Spitzensport vergleichbar. Hinzu kommt ein hohes Maß an Teamwork innerhalb und außerhalb der einzelnen Berufsgruppen. Theatermitarbeiter sind hoch motiviert, aber mit besonderen Arbeitszeiten. Der Einstieg ins Berufsleben erfolgt bei Musikern bereits im Kindesalter. Die Lautstärke im Orchestergraben kann Spitzenwerte bis zu 120 Dezibel erreichen, Lampenfieber, Versagensängste und Erschöpfung gehören neben dem Applaus zur Tagesordnung.

Nur durch die hervorragende Zusammenarbeit mit den Initiatoren des Projekts, dem Hornisten, Betriebsrat und Orchestervorstand Detlef Dressler, aktiv in der Arbeitsgruppe Gesundheit der Deutschen Orchestervereinigung und Prof. Dr. med. Sebastian Kerber, Chefarzt für Kardiologie I am Campus Bad Neustadt kann in Einvernehmen mit der Theaterintendanz durch Projektkoordinatorin Mag. art. Monika Gaggia, Konzertfachcellistin und musikphysiologisch ausgebildete Dispokineterin, gelebtes betriebliches Gesundheitsmanagement an einer künstlerischen Spielstätte mit Unterstützung der Krankenkasse und lokalen Partnern erfolgreich durchgeführt werden.

Über 120 medizinische Vermittlungen innerhalb von 18 Monaten, zwei Gesundheitstage, diverse Workshops, Aktionen der Krankenkasse, theater-interne Angebote, vernetztes Arbeiten im Team und wachsende Präsenz in der Öffentlichkeit sprechen für die Akzeptanz des Meininger Modells. Trotzdem versteht sich „Gesundheit am Meininger Staatstheater“ weiterhin als lernendes Projekt.

Erfreulich ist auch die Akzeptanz innerhalb der Arbeitnehmerschaft:

Obwohl viele von uns im Theater seit Jahrzehnten in einer Fehlhaltung arbeiten, hat unsere Gesundheit keine Rolle gespielt. Mit dem Projekt hat sich das geändert. Ich habe das Gefühl, dass inzwischen in allen Köpfen angekommen ist, dass gutes Theater nicht nur mit guter Arbeit, sondern auch mit gesunder Lebensführung zu tun hat.“

Kommunikation und Kollaboration als Erfolgsrezept