Mag. art. Monika Gaggia
Detlef Dressler
Prof. Dr. med. Sebastian Kerber
Die Spielstätte
Das Staatstheater Meiningen mit etwa 300 Angestellten hat eine lange Tradition in der kleinen Kreisstadt Meiningen. Nach der Wiedervereinigung erfolgte eine Umstrukturierung, die mit Neuanstellungen amgesamten Theater verbunden war. Durch den Umbau im Jahr 2012 zum 180-jährigen Bestehen der Spielstätte erhöhte sich noch einmal die Zahl der Inszenierungen. Veranstaltungen wie die Festwoche bieten zusätzliche Höhepunkte im dicht gedrängten Spielplan.
Im Großen Haus und den angrenzenden Kammerspielen gibt es für das Publikum mit 500 bis 600 Vorstellungen pro Spielzeit und somit ein abwechslungsreiches Programm aus Schauspiel, Oper, Operette, Musical, Konzert, Ballett und Puppentheater für alle Generationen zu erleben. Sowohl zeitgenössisch-aktuelle Inszenierungen klassischer Werke als auch zeitgenössische Autoren stehen unter der Intendanz von Ansgar Haag auf dem Programm und sorgen so für überregionale Beachtung und ein großes touristisches Interesse über die Landesgrenzen hinaus.
Hintergrund und Voraussetzungen des Projektes
Jede Theaterspielstätte wie beispielsweise das Staatstheater Meiningen stellt eine besondere Situation für Arbeitgeber und Arbeitnehmer dar, denn die unterschiedlichsten Berufsgruppen und Aufgabenfelder sind unter einem Dach vereint. Die Musiker, Sänger und Schauspieler im künstlerischen Bereich ähneln bei ihrem Auftritt auf der Bühne Leistungssportlern. Doch auch alle anderen Berufsgruppen unterliegen einer hohen Spezialisierung mit Aufgaben, die wiederum sehr unterschiedlich sind. Man denke nur an Technik, Verwaltung und handwerkliche Berufsgruppen wie Schneidereien, Malerei, Kulissenbau, die eine ebenso wichtige Rolle spielen. Theater funktioniert nur reibungslos, wenn alle Berufsgruppen Hand in Hand miteinander arbeiten, der einzelne Mitarbeiter oder Künstler ist durch den spezifischen Arbeitsbereich nur schwer ersetzbar. Gesundheit, eine hohe Motivation, Professionalität und gegenseitiges Verständnis sind deshalb grundlegende Voraussetzungen für einen funktionierenden Theaterbetrieb.
Wie lässt sich vor diesem Hintergrund Gesundheitsförderung, Prävention und medizinische Versorgung in einem künstlerischen Betrieb verbessern? Eine zusätzliche Herausforderung in der speziellen Situation von Meiningen besteht darin, dass die medizinische Versorgung vor Ort oft nicht schnell genug und qualifiziert auf die speziellen gesundheitlichen Anforderungen reagieren kann. Denn neben den Künstlern des Theaters unterliegen auch viele andere Mitarbeiter des Betriebes teils hohen einseitigen Belastungen. Beruflich bedingte, beeinträchtigende körperliche und/oder psychische Erkrankungen sind in ihrer Ausprägung hochgradig individuell und komplex und erfordern oft einen multidisziplinären Ansatz. Daraus ergibt sich, dass nur das Zusammenspiel aus organ-orientierten medizinischen Spezialgebieten, elementaren Bereichen der Psychosomatik und pädagogischer Begleitung der Weg zu Erfolg sein kann.
Die Deutsche Orchestervereinigung engagiert sich mit ihrer Arbeitsgruppe Gesundheit für die Bedürfnisse der Musiker. Seit ca. 10-15 Jahren besteht eine größere Sensibilität für spezielle Erkrankungen von Künstlern, insbesondere Musikern. Diese wird durch die gut etablierte Deutsche Gesellschaft für Musikermedizin und Musikerphysiologie (DGfMM) entsprechend öffentlichkeitswirksam dargestellt. Daneben gibt es einige Spezialambulanzen und speziell ausgebildete medizinische Einrichtungen, die sich den besonderen Diagnose- und Therapieverfahren bei Musikern zuwenden. Ähnliches Interesse besteht im Bereich der Sängerinnen und Sänger durch entsprechend ausgerichtete akademische Institute.
Zu den Initiatoren
Der Hornist Detlef Dressler initiierte die Idee für das Projekt „Gesundheit am Meininger Staatstheater“ im Frühjahr 2017 in seiner Funktion als Betriebsratsvorsitzender und Orchestervorstand, als er nach einer Zusammenkunft der DOV in Berlin von einer gescheiterten Kollaboration zwischen einem Berliner Orchester und der Charité gehört hatte. Er wollte in Meiningen realisieren, was in Berlin nicht umsetzbar war.
Deshalb wandte er sich an Prof. Dr. med. Sebastian Kerber, interventioneller Kardiologe am 40 km entfernten RHÖN-KLINIKUM Campus Bad Neustadt, der als ambitionierter Geiger selbst eine große Leidenschaft für die Musik mitbringt. Seit 2006 setzt sich der RHÖN-KLINIKUM Campus Bad Neustadt, insbesondere die Kliniken für Kardiologie, Handchirurgie und die Psychosomatische Klinik, anhand von regelmäßigen Fortbildungsveranstaltungen mit den besonderen Anforderungen im beruflichen Alltag von Künstlerinnen und Künstlern auseinander. Diese richteten sich an pädagogische Einrichtungen, die Leitungen künstlerischer Einrichtungen, die Hochschulen, Pädagogen sowie Künstlerinnen und Künstler direkt. Mit den Veranstaltungen gelang es am RHÖN-KLINIKUM Campus Bad Neustadt einerseits Sensibilität für dieses Problemfeld nach außen zu schaffen. Andererseits positionierten sich die genannten Kliniken als medizinischer Ansprechpartner für Künstlerinnen und Künstler bei spezifischen Erkrankungenaus den Bereichen der Kardiologie, der Psychosomatik, der Orthopädie und der Neurologie.
Kunst lebt von der Kommunikation zwischen Akteuren und Publikum, ebenso ein erfolgreicher Theaterbetrieb. So sollte ein externer Mittler im Theater für eine zahlreiche Arbeitnehmerschaft kompetenter Ansprechpartner werden, Vertrauen und Akzeptanz schaffen, gesundheitsrelevante Problemfelder benennen, Lösungsansätze formulieren und im Bedarfsfall umsichtig zwischen den Institutionen vermitteln.
Die Koordinatorin des Projekts „Gesundheit amMeininger Staatstheater“ Mag. art. Monika Gaggia arbeitet als konzertierende Cellistin und Pädagogin vornehmlich im süddeutschen Raum, besitzt eine musikphysiologische Ausbildung und ist betriebliche Gesundheitsmanagerin. Durch Praktika in unterschiedlichen medizinischen Fachdisziplinen erwarb sie sich vor Beginn der Konzeption des Pilotprojektes umfassende Einblicke am Campus Bad Neustadt. Außerdem kann sie ihre Dispokinesiskenntnisse und Wissen aus dem Sport- und Wellnessbereich einbringen.
In enger Absprache mit dem Betriebsrat Detlef Dressler entwarfen im Frühjahr 2017 Monika Gaggia und Sebastian Kerber eine Modellbeschreibung als ganzheitliches Konzept, welches einerseits präventive Strategien für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Spielstätte beinhaltete und andererseits das Ziel einer besonders effektiven Diagnostik und Therapie bei vermuteten spezifischen Erkrankungen berücksichtigte. Dabei war der Kooperationsgedanke zwischen der „Spielstätte Theater“ und „RHÖN KLINIKUMCampus“ der Dreh- und Angelpunkt; diese Konzeption löste bei der Intendanz und der Geschäftsführung des Hauses sofort „positive Schwingungen“ und Unterstützung aus. Die Spielzeit 2017/2018 wurde genutzt, um die spezifischen Bedürfnisse bei möglichst viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiterin zu identifizieren und um in dieser ersten Projektphase eine realistische Umsetzbarkeit des Aspektes Gesundheit am Meininger Staatstheater zu überprüfen.
Ziele des Projekts
Im Mittelpunkt des Projekts stand die Vermeidung oder Verkürzung von krankheitsbedingten Ausfällen durch optimale medizinische Versorgung und eine Erhöhung der Arbeitsplatzqualität in Zusammenarbeit mit der zuständigen Betriebsärztin. Die Wertschätzung des Arbeitnehmers durch Präventionsangebote und die Zusammenarbeit mit lokalen Partnern und der Arbeitsmedizinerin stellten ein weiteres zentrales Element dar. Da es zu Beginn unklar war, wie das Angebot von den Theatermitarbeitern angenommen wird, vereinbarten Theaterleitung, Betriebsrat und das Klinikum einen eintägigen Präsenz von Mag. art. Monika Gaggia im Abstand von 3 bis 4 Wochen ab September 2017.
Um die Vielschichtigkeit des Meininger Theaterbetriebs zu erfassen, vorab in einen Dialog mit den Theaterangestellten und den leitenden Mitarbeitern zu treten und um Vorurteile abzubauen, nutzte Mag. art. Monika Gaggia eine Woche zur Spielzeiteröffnung in Meiningen. Mehr als 150 persönliche Gespräche, am Arbeitsplatz oder in geschützter Atmosphäre, zeigten die Komplexität der Arbeitsplatzsituation von einzelnen Mitarbeitern, von Mitarbeitergruppen, aber eben auch gerade in Leitungspositionen. Die Gespräche dienten dazu, frühzeitig eine konstruktive Vertrauensbasis zu schaffen.
Erste Eindrücke
Bis zum Oktober 2017 hatten bereits Einzel- und Gruppengespräche mit ca. 200 Mitarbeitern stattgefunden. Daraufhin verfasste Monika Gaggia aufgrund ihrer Eindrücke einen Arbeitsplan.
Auffallend war das große Interesse der meisten Angestellten, sich dem Aspekt der Gesundheit im Sinne einer Prävention, aber auch einer Optimierung medizinischer Leistungsangebote offen und aufgeschlossen zuzuwenden. Dabei fiel bei Mitarbeitern die hohe Motivation für Ihren Arbeitsplatz und das hohe Maß an Identifikation für die Spielstätte auf.
In streng vertraulichen Einzelgesprächen wurde aber auch deutlich, dass es in einigen Bereichen tatsächlich die bereits vermutete medizinische Unterversorgung gab.
Außerdem wurde schon zu Beginn folgendes deutlich:
Im künstlerischen Bereich ist die psychische Belastung extrem hoch. Lampenfieber, Versagensängste, Erschöpfung, Zeitdruck und ungünstige vertragliche Bindungen bergen ein hohes Gefahrenpotential für die Burn-out Problematik.
Lange oder ungünstige Arbeitszeiten behindern eine optimale Freizeitgestaltung, die zur nötigen Regeneration dienen könnten. Äußerst einseitige Belastungen herrschen beispielsweise in der Maske und Dekoabteilungen vor, die Tätigkeit im Malsaal ist durch die Arbeit an großen Bühnenbildern unergonomisch. Demografiemanagement stellt u.a. eine Herausforderung im Technikbereich dar.
In der individuellen Betreuung vor Ort ergab sich im Gespräch sehr häufig die Anforderung, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu spezifischen medizinischen Fragestellungen weiter zu vermitteln.
Kooperationspartner
Die Umsetzung des Projektplanes erforderte den Aufbau eines Netzwerkes mit unterschiedlichen Kooperationspartnern. Dies war ausdrückliches Ziel des Projektplanes, um eine möglichst umfassende Betreuung der Belegschaft in einem funktionierenden Netzwerk vor Ort oder in regionaler Nachbarschaft zur Spielstätte zu generieren. Es entwickelten sich u.a. folgende Kooperationen:
- Systematische Zusammenarbeit mit der Techniker Krankenkasse, z. B. konnten alle Mitarbeiter eine Ergonomieberatung an ihrem Arbeitsplatz erfahren und Anregungen für eine bewegte Pause erhalten
- Yoga-, Physiotherapie- und Shiat-Su-Angebote mit Räumlichkeiten im Theater auf Wunsch
- Theatertarif bei Fitnessstudio und Schwimmhalle
- Spezielle Angebote bei Bioladen, Akustiker und Apotheke
Medizinische Versorgung von Einzelpersonen
In der individuellen Betreuung vor Ort ergab sich im Gespräch sehr häufig die Anforderung, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu spezifischen medizinischen Fragestellungen weiter zu vermitteln. Insgesamt wurden in der ersten Spielzeit mehr als 80 Patientenkontakte durch Frau Gaggia initiiert. Dabei diente Prof. Dr. med. Kerber „der Lotsin“ als Ansprechpartner im medizinischen System.
Auffallend häufig waren Anforderungen für eine weitergehende Diagnostik bei orthopädischen und neurologischen Beschwerden. Diese betrafen sehr häufig Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der technischen Abteilungen. Natürlich wurden solche Fragestellungen auch von ausübenden Instrumental-Musikern oder Sängern formuliert. Stets konnte die enge Kooperation am Standort mit der Neurologischen Klinik optimal genutzt werden.
Ein zweiter Schwerpunkt waren Erkrankungen der Hand, die ebenfalls einerseits Musiker oder aber Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Gewerken mit hoher körperlicher Beanspruchung betrafen. Die handchirurgische Klinik leistete die hochspezialisierte Diagnostik und Therapie am Standort Bad Neustadt. Es gab aber auch Fragestellungen, die den Bereich der Schulter- und Fußchirurgie betrafen.
Der dritte Problembereich von Patientenvorstellungen betraf den Bereich der kardiovaskulären Medizin: die Abklärung und medikamentöse Einstellung von Patienten mit ausgeprägtem Bluthochdruck, die Frage nach vorzeitigen kardiovaskulären Erkrankungen (Koronare Herzerkrankung, Herzleistungsschwäche) und die Abklärung typischer Leitsymptome wie Luftnot, Schwindel, Ohnmacht waren vorrangig. Auffallend waren bei vielen somatischen Fragestellungen, dass häufig begleitend die Frage nach einer psychosomatischen Erkrankung oder Mit-Erkrankung aufgeworfen wurde, welche an der dortigen Psychosomatischen Klinik aufgefangen werden konnten, teilweise durch rehabilitative Maßnahmen. Nicht selten wurde neben den Kliniken des Standorten aber auch ambulante Kooperationspartner in Bad Neustadt im Netzwerk für die Betreuung von Künstlern und Musikern hinzugezogen und erfolgreich integriert.
Positive Resonanz zum ersten Gesundheitstag im April 2018
Der Gesundheitstag, der im Frühjahr organisiert wurde, bot allen Kooperationspartnern die Möglichkeit, sich im Foyer des Theaters vorzustellen. Workshops zu Gesundheitsthemen wurden gehalten, der gespendete Defibrillator erklärt und einige Chefärzte des Klinikums stellten ihre Aufgabenbereiche vor. Sehr positiv wurde auch die Möglichkeit der persönlichen Kontaktaufnahme zum Klinikpersonal wahrgenommen. Der Bioladen umrahmte die Veranstaltung mit einem gelungenen Buffet.
Problembereiche
Obwohl das Projekt sehr schnell akzeptiert wurde, gibt es Grund zu Verbesserungen. Da das Angebot gut wahrgenommen wird, gestalten sich die geringen Präsenzzeiten von Mag. art. Monika Gaggia als nicht optimal. Vor- und Nachbearbeitung, Patientenvermittlung, organisatorische Tätigkeiten und Gespräche mit den bereits bestehenden und zukünftigen Kooperationspartnern sind in der kurzen Zeit erschwert. Auch wird die schnelle Umsetzung einzelner Maßnahmen behindert und der Kontakt zu der Belegschaft am Arbeitsplatz kommt manchmal zu kurz. Dies lässt sich auch nicht durch ständige Erreichbarkeit via Telefon und E-Mail kompensieren. Die Kommunikation als zentrales Instrument um auf die Arbeitnehmerschaft schnell reagieren zu können, könnte mit einem höheren Stundenkontingent noch effektiver genutzt werden.
Die Geldmittel sind begrenzt, v.a. was die Förderung und Unterstützung von Präventionsangeboten betrifft. Glücklicherweise schafft in diesem Segment die Zusammenarbeit mit der TK Möglichkeiten. Trotzdem wäre es schön, wenn gerade Meininger Betriebe und Anbieter, die sich am Theater einbringen möchten, auch von Theaterseite unterstützt werden könnten. Berechtigterweise kam auf Seiten der Mitarbeiter die Kritik auf, wenn die Kosten beispielsweise für den Yogaunterricht am Haus selbständig getragen werden müssten, gliche dies eher einer Werbeveranstaltung. Der Arbeitgeber müsse mehr tun als nur Räumlichkeiten zur Verfügung stellen.
Eine weitere Herausforderung stellt sich im Titel des Projekts. „Gesundheit am Meininger Staatstheater“ impliziert mehr als nur eine Kooperation zwischen zwei Institutionen, sondern suggeriert die Auseinandersetzung mit Gesundheit an sich. Deshalb muss die betriebliche Gesundheitsförderung im Rahmen von Betrieblichen Gesundheitsmanagement noch weiter implementiert werden. Entsprechende Strukturen müssen noch geschaffen und Kennzahlen erhoben werden, damit die Vorteile des BGM auch rechnerisch nachvollzogen werden können.
Evaluation und Ausblick
Nach neun Monaten konnte mithilfe einer anonymisierten Mitarbeiterbefragung, die auf einem Fragebogen von insgesamt 14 Fragen basierte, eine erste Bilanz gezogen werden. Es ergab sich folgender Eindruck:
Einhellig positiv äußern sich die Angestellten des Theaters zur Sinnhaftigkeit der Gesundheitsprävention an künstlerischen Spielstätten. Vom Theater oder Krankenkassen unterstützte Kooperationen mit Wellnesstrainern, Physiotherapeuten etc. stoßen auf großes Interesse. Die schnelle Terminvergabe und professionelle Behandlung bei einer künstlerisch interessierten Ärzteschaft findet ebenfalls großen Anklang. Besonders positiv ist die Tatsache, dass fast ein Drittel aller Mitarbeiter im ersten Jahr bereits medizinisch profitieren konnte.
Diese Auswertung zeigte, welche große Bedeutung die Mitarbeiter dem Thema Gesundheit und Prävention zukommen lassen, denn alle beantworteten Fragebögen fanden das Projekt überfällig oder zumindest sinnvoll. 86% der Beschäftigten würden zudem eine finanzielle Unterstützung von Präventionsmaßnahmen auf Theaterseite wünschen.
Die Vernetzung der Institutionen Theater und Klinikum stellt ebenfalls für die Belegschaft einen großen Bonus dar, ebenso wie die Tatsache, dass sich eine Person von außerhalb koordinativ und mit einem offenen Ohr regelmäßig vor Ort befindet.
Aufgrund des großen Interesses werden voraussichtlich die Präsenzzeiten von Monika Gaggia erhöht. Dies ist notwendig, da gerade der Strukturaufbau von Betrieblichem Gesundheitsmanagement Zeit erfordert.
In der Spielzeit 2018/19 soll der Präventionsgedanke v.a. in Zusammenarbeit mit der TK noch mehr in den Vordergrund rücken. Die Gesundheitstage der Neurologischen und Kardiologischen Klinik wurden bereits beworben und stehen auch den Theatermitarbeitern offen.
Zusammenfassung
In der Spielzeit 2017/2018 war eindrücklich, wie speziell und komplex die Anforderungen an die Tätigkeit der Arbeitsplätze sind. Daraus ergaben sich entsprechend spezifische Modifikations-/ Optimierungsmöglichkeiten, die in einer Spielzeit nicht alle vollständig umgesetzt werden konnten.
Alle Maßnahmen von präventiven Angeboten bis hin zu logistischen, medizinischen Spezialleistungen bei konkreten Krankheitsbildern wurden von der Arbeitnehmerschaft als Wertschätzung wahrgenommen. Die auf den Klinikstandort Bad Neustadt fokussierte Betreuung von potentiellen Patientinnen und Patienten nahm die Arbeitnehmerschaft als effektiv und zielgerichtet war. Gerade die individuelle, persönliche, ambitionierte Mitarbeiterbetreuung in Zeiten großer Anonymisierung von medizinischen Dienstleistungen wurde positiv gesehen.
Letztlich war das Projekt „Gesundheit am Meininger Theater“ bereits im „ersten Probejahr“ so erfolgreich, weil sich nahezu alle in der Zielsetzung wiederfanden und an einem Strick ziehen wollten und konnten. Dafür war sicherlich der überwiegend unbürokratische Umgang miteinander, der harmonische und konstruktive Austausch aller Beteiligten, die individuellen Qualifikationen und das persönliche Engagement der Initiatoren von besonderer Bedeutung. Trotzdem ist es ein lernendes Projekt und es bestehen noch vielfältige Optimierungsmöglichkeiten.
Durch einen Wechsel in der Verwaltungsdirektion im November 2018, der Zusammenarbeit mit der Europäischen Gesellschaft für Dispokinesis und dem Schweizerischen Hochschulzentrum für Musikphysiologie (Prof. Dr. med. Dipl. Mus. Horst Hildebrandt) entstehen neue Möglichkeiten und der Kooperationsgedanke wird ausgeweitet. Zum Ende der Spielzeit 2018/19 ist auch die Erarbeitung einer medizinischen Studie angedacht. Theater und Orchester in unmittelbarer Nähe sollen auch angesprochen und gegebenenfalls miteinbezogen werden.
Ganz klar: Am liebsten wäre allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern eine so effektive präventive Strategie, dass das Theater ein Hort gesunden Lebens und Arbeitens, hoher Wertschätzung, harmonischer Stimmung ohne jegliche Krankheit wäre im Sinne eines kreativen künstlerischen Miteinanders. Vielleicht nicht sofort, aber doch erreichbar und erstrebenswert? Wir werden sehen, was in den nächsten Jahren dort in Meiningen und Bad Neustadt noch so passiert!